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Biontech-News: Biontech erwartet 16 Milliarden Umsatz mit Impfstoff

Umsatzmäßig wird Biontech damit an den deutschen Branchenführer Bayer heranrücken, der mit seiner Pharmasparte auf Erlöse von rund 18 Milliarden Euro im laufenden Jahr zusteuert. Gemessen am Börsenwert von inzwischen rund 88 Milliarden Euro ist Biontech schon jetzt das größte deutsche Pharmaunternehmen, knapp vor Merck (mit 79,8 Milliarden) und weit vor Bayer (46,3 Milliarden Euro).

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Biontech-Aktienkurs legt kräftig zu

Am Montagnachmittag legte die in New York notierte Biontech-Aktie an der Nasdaq in Reaktion auf die Zahlen um fast acht Prozent zu. Seit dem Börsengang im Herbst 2019 hat sich ihr Wert um den Faktor 25 erhöht.

Dank des Impfstofferfolgs verbucht das Unternehmen auch einen beispiellosen Gewinnsprung: Im ersten Halbjahr erzielte Biontech einen Betriebsgewinn von knapp 5,9 Milliarden Euro und einen Reingewinn von 3,9 Milliarden Euro. Im Vorjahr schrieb das Unternehmen noch 142 Millionen Euro Verlust. Den Umsatz hat Biontech von 69 Millionen Euro mehr als verhundertfacht auf 7,36 Milliarden Euro.

Die neu gewonnene Finanzkraft will das Mainzer Unternehmen nun vor allem zum Ausbau der eigenen Forschungsaktivitäten nutzen – sowohl im Impfstoffbereich als auch im Bereich der Onkologie, die bisher die Kernaktivität von Biontech bildete. Das bekräftigte Ugur Sahin, der Gründer und Chef von Biontech, am Montagnachmittag im Analysten-Call.

„Unsere Strategie ist weiter fokussiert darauf, eine breite Pipeline an Impfstoffen und Immunotherapien der nächsten Generation aufzubauen“, erklärte Sahin. Man werde dabei den klinischen Bedarf in einer Vielzahl an Krankheiten abdecken. 

Ziel sei es, „eine voll integrierte globale Immuntherapie-Firma“ aufzubauen, die auf einem tiefen Verständnis der Immunologie basiere und ein expandierendes Arsenal an Technologien nutze. Anders als etwa US-Konkurrent Moderna ist Biontech dabei nicht nur auf mRNA fixiert. Das Unternehmen setzt vielmehr auch auf andere Technologien.

Der Biontech-Chef und seine Vorstandskollegen machten zugleich deutlich, dass zur Expansionsstrategie auch weitere Lizenz-Deals und Übernahmen gehören. Vor wenigen Wochen erwarb Biontech im Zuge dieser Strategie bereits eine Produktionsstätte und Technologieplattform für Zelltherapien vom US-Biotechkonzern Gilead. Die Onkologieforschung von Biontech umfasst inzwischen 15 klinische Programme und 18 klinische Studien. Die Pipeline werde sich weiter verbreitern. 

Man werde zudem weiter stark investieren, um die technologischen Fähigkeiten zu verstärken, insbesondere auch im Bereich der Digitalisierung. Im ersten Halbjahr habe man eine Reihe neuer Forschungsprojekte gestartet mit dem Ziel, die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz noch stärker zu nutzen, um neue Immunotherapien zu entdecken und zu optimieren. 

„Biontech wird zu einer Technologiefirma der Zukunft“, sagte Sahin. Wir glauben, dass unsere Technologien einen Beitrag zur besseren Behandlung vieler Krankheiten leisten können.

Im operativen Geschäft dagegen wird vorerst weiter der Covid-Impfstoff ganz im Vordergrund stehen. Seine neue Umsatzprognose leitet das Unternehmen aus den bisher fest vereinbarten Impfstoffbestellungen von 2,2 Milliarden Dosen ab. Die erwarteten Erlöse dürften daher noch weiter steigen.

Zusätzliche Umsätze in Sicht

„Zusätzliche Umsätze werden in Zusammenhang mit weiteren Lieferverträgen für Lieferungen im Jahr 2021 erwartet“, heißt es in der Mitteilung zum Quartalsabschluss. Noch nicht in den 2,2 Milliarden Dosen enthalten ist offenbar die kürzlich mit den USA vereinbarte Lieferung von zusätzlichen 200 Millionen Dosen, wovon gut die Hälfte noch 2021 erfolgen soll. 

Biontech und Pfizer teilen sich im Rahmen ihrer Impfstoffallianz den Bruttoertrag aus diesem Geschäft. Der Verkauf des Impfstoffs an die diversen Regierungen weltweit läuft dagegen überwiegend über den US-Konzern, während Biontech direkt nur Deutschland und die Türkei beliefert. Pfizer weist daher für 2021 eine deutlich höhere Umsatzprognose für das Covid-Impfstoffgeschäft von 33,5 Milliarden Dollar aus.

Der US-Konzern bezieht dabei aber Vorprodukte und einen Teil der Impfstoffe von Biontech und zahlt darüber hinaus Anteile am Bruttoertrag, die dem Mainzer Unternehmen zustehen. Die Zahlungen von Pfizer für Vorprodukte und auch die Ertragsanteile wiederum sind im Umsatz von Biontech enthalten, weshalb das Unternehmen relativ zum Umsatz einen höheren Betriebsgewinn und Nettogewinn erzielt.

Biontech bekräftigte das Ziel, 2021 insgesamt drei Milliarden Dosen des Impfstoffs zu produzieren. Theoretisch können Biontech und Pfizer daher noch Aufträge für weitere 800 Millionen Dosen im laufenden Jahr bedienen. Für 2022 verfüge man über eine Kapazität von vier Milliarden Dosen.

Booster gegen Delta-Variante

Was den Kampf gegen neue Virusvarianten, insbesondere die Delta-Variante angeht, setzen Biontech und Pfizer weiterhin primär auf das Konzept einer dritten, sogenannten „Booster“-Impfung mit dem existierenden Impfstoff.

In ersten Studien habe er fünffach höhere Antikörper-Konzentrationen erzeugt im Vergleich zur regulären Zweitimpfung. „Wir glauben daher, dass es im Moment die beste Strategie ist, mit einer Auffrischimpfung mit dem bisherigen Vakzin voranzugehen.“ Es sei zwar denkbar, dass neue Varianten in den nächsten sechs bis zwölf Monaten eine Anpassung des Impfstoffs erforderlich machen könnten. Aber derzeit sei das nicht der Fall.

Eine große Herausforderung bei der Entwicklung von modifizierten Impfstoffen sieht der Biontech-Chef nicht nur darin, die richtige Virusvariante für ein solches Vakzin auszuwählen. Ebenso schwierig sei es, das richtige Timing für den Einsatz eines solchen Vakzins zu finden.

Dessen ungeachtet hat Biontech das Entwicklungsprogramm im Bereich Covid inzwischen verbreitert. So testet das Unternehmen nicht nur eine Booster-Dosis, sondern auch eine speziell gegen die Beta-Variante des Virus gerichtete Impfstoffmodifikation. Für das vierte Quartal plant Biontech außerdem eine Studie mit einem gegen die Delta- und Alpha-Variante gerichteten „multivalenten“ Impfstoff.