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Condor macht auf Ringelflieger: Neues Design für alle Flugzeuge | STERN.de

von Till Bartels
Neuer Investor, neue Langstreckenflotte, neue Ziele: Der Ferienflieger Condor will durchstarten und mit einer auffälligen Streifen-Bemalung der Flugzeuge ein Zeichen setzen.

Die ersten Pressebilder, die aus Fotomontagen bestanden, wirken wie ein verspäteter Aprilscherz: Condor-Flugzeuge, deren Rümpfe gegen den Trend nicht weiß lackiert sind, sondern vertikale Streifen in verschiedenen Farben tragen, vom Bug bis zum Leitwerk im Heck.

Doch schon am Dienstag ist der erste bunt lackierte Airbus A321 im neuen Design gestartet und damit täglich im Einsatz. Das Flugzeug mit gelben Streifen und der Kennung D-AIAD hob am Mittag in Frankfurt zum Flug nach Lanzarote ab.

“Condor ist Urlaub. Und Urlaub ist gestreift”, lautet das Motto des neuen Markenauftritts. “Condor trägt künftig Streifen in fünf Farben. Inspiriert von Sonnenschirmen, Badetüchern und Strandliegen entwickelt sich Condor zum unverwechselbaren und einzigartigen Ferienflieger”, heißt es in einer Presseerklärung.

Vorbei sind Sprüche wie “Wir lieben fliegen”, das Durcheinander verschiedener Flugzeuglackierungen und Logos am Seitenleitwerk. Die bereits 1955 gegründete Condor Flugdienst GmbH möchte insbesondere die turbulenten Zeiten der vergangenen drei Jahre hinter sich lassen: die Pleite des Mutterkonzerns Thomas Cook im Herbst 2019, der Absprung des polnischen Investors PGL, die Staatshilfe und KfW-Kredite in Millionenhöhe und die Schrumpfkur mit Entlassungen während Corona-Krise.

Restart durch Attestor

Durch den Einstieg des Investors Attestor vor knapp einem Jahr steht genügend Kapital zur Verfügung, um auch endlich die Modernisierung des Langstreckenflotte anzugehen. Condor befördert die Passagiere zur Fernzielen von der Karibik bis Südostasien mit 13 Flugzeugen von Typ Boeing 767-300ER, die teilweise seit 29,5 Jahren im Einsatz sind.

Im Herbst wird der erste von 16 bestellten Airbus A330neo in die Flotte integriert. Erste Bilder von dem Langsteckenflugzeug der neuesten Generation, das in Toulouse gebaut wird, sind bereits auf Twitter zu sehen.

Die neuen Lackierungen erinnern an das Muster einer Korallenschlange und die gestreiften Verpackungen des Pastillenherstellers Fisherman’s Friend. Die Leitfarben Gelb und Blau der neuen Corporate Identity zeigen jedoch weiterhin eine gewisse Nähe zur Lufthansa, die sich 2018 von ihrem melonengelben Kranichsymbol, auch “Spiegelei” genannt, verabschiedet hatte.

Nicht das Logo, der Ringel-Rumpf wird zu Marke

Condor führt neben der Streifenoptik in den Farben Gelb, Rot, Blau, Grün und Beige als Kontrastfarbe auch ein Grau ein. Das Erscheinungsbild wird so dominant und unverwechselbar, dass der Schriftzug Condor nur noch in Kleinbuchstaben und stark reduziert im unteren Teil des Rumpfes zwischen Cockpit und Flügelansatz angebracht ist.

Der erste neu lackierte Airbus A321 der Condor, der “Sunshine”-Flieger mit der Kennung D-DIAD.
© Condor

Auch das Condor-Signet, der symbolisierte Kondor im Kreis, prangt reduziert und leicht modifiziert am Leitwerk. Der einst historische Logo-Entwurf geht auf den Gestalter Otl Aicher zurück, dem Mitbegründer der Hochschule für Gestaltung in Ulm.

Mit den Neulackierungen, von denen auch die Airbus A320- und die Boeing 757-Flotte, nicht aber die betagten Boeing 767 betroffen sind, wird auch das Innere der Flugzeuge überabeitet. Condor-Chef Ralf Teckentrup verspricht neue Uniformen für die Crews, von den Halstüchern über die Krawatten, und sogar neues Bordbesteck bis hin zu Redesign der Homepage.

Condor lässt sich das “Rebranding” zwei Millionen Euro kosten, das unter der Leitung von Remo Masala von der Berliner Agentur Vision Alphabet enstand.  “Unser neues Markenzeichen sind Streifen, unsere Bildmarke steht für unsere Herkunft und die Farben für die Vielfalt”, sagte Teckentrup bei der Vorstellung.

Das neue Design dürfte polarisieren. Eines steht aber jetzt schon fest: Condor mischt das triste Flugzeug-Einerlei auf und sorgt für mehr Farbe im Himmel und auf Flughäfen. Schon von weitem werden ihre Flugzeuge besser zu erkennen sein als die Jets jeder anderen Airline.

In den nächsten Wochen sollen fünf weitere Flugzeuge umlackiert werden, sodass im Sommerflugplan sechs Maschinen im neuen Design unterwegs sind. Ab Herbst kann der erste neue Airbus A330neo zum Start rollen, der diese Tage bereits in Toulouse fertig lackiert wurde.

Noch sind die Streifen-Flieger eine Ausnahmeerscheinungen, aber Condor hat den Mut, ihre Sonderbemalungen zum Standard zu erklären.

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