Experte sagt Verlängerung des Lockdowns voraus
4.22 Uhr: Der Chefvirologe am Heidelberger Uniklinikum, Hans-Georg Kräusslich, rechnet mit einer Fortsetzung des verschärften Corona-Lockdowns über Ende Januar hinaus. Er halte es für »extrem unwahrscheinlich, dass Ende Januar die Einschränkungen weitgehend oder vollständig aufgehoben werden«, sagte Kräusslich der Rhein-Neckar-Zeitung. Zu erwarten sei, dass der »Sommereffekt und die Impfkampagne ab Mitte des Jahres die Wende« im Infektionsgeschehen bringen könnten.
Kräusslich wies auf die »sehr bedrohliche« Situation in den Kliniken und auf den Intensivstationen vor den Feiertagen hin. Um die Zahl der Neuansteckungen zu reduzieren, seien Kontaktbeschränkungen nötig. Daran hielten sich auch viele Menschen. »Aber eben viele auch nicht, wie zuletzt an den Feiertagen an Ausflugsorten, Ski- und Rodelbahnen gesehen.«
China meldet Rekord-Impfzahlen
4.04 Uhr: Die Volksrepublik China hat offiziellen Angaben zufolge bislang mehr als neun Millionen Einheiten Corona-Vakzin verimpft. Die Impfung sei trotz Herstellungs- und Transportkosten für Einzelpersonen kostenfrei, sobald sie für die breite Öffentlichkeit zur Verfügung stehen werde, sagt Zheng Zhongwei von der nationalen Gesundheitskommission.
Impfexperte forder globales Überwachungsnetzwerk gegen Coronavirus
3.59 Uhr: Die Entwicklung der beiden zunächst in Großbritannien und Südafrika nachgewiesenen Coronavirus-Varianten verdeutlicht Experten zufolge, dass die Überwachung des Erregers dringend ausgebaut werden muss. Die Varianten seien als »Weckruf« zu sehen, sagte Andreas Bergthaler vom CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Die Systeme zur Erkennung müssten ausgebaut und koordiniert werden. »Wir dürfen uns nicht in der falschen Sicherheit wähnen, dass wir mit den Impfstoffen schon am Ende des Marathons angekommen sind.«
Wünschenswert sei zur Überwachung von Sars-CoV-2 ein globales Netzwerk von Laboren ähnlich wie bei der Grippe, deren Erreger sich ebenfalls stetig verändere, sagte Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel. Bisher sei man von einem solchen koordinierten Ansatz noch weit entfernt.
Bei den Varianten B.1.1.7 und 501Y.V2 gebe es eine »bemerkenswerte Konstellation vieler Mutationen«, erklärte er. Sie seien unabhängig voneinander und schon vor längerer Zeit entstanden – dass sie ausgerechnet in Großbritannien und Südafrika bemerkt wurden, sei nicht überraschend: »Beide Ländern sequenzieren vergleichsweise viel.«
Noch sei nicht klar, wie viel ansteckender die Varianten seien, sagte Isabella Eckerle von der Abteilung für Infektionskrankheiten der Universität Genf. Dass es Großbritannien auch mit Lockdown-Maßnahmen nicht gelungen sei, die Ansteckungsrate deutlich zu senken, lasse aber bei B.1.1.7 Arges auch für andere Länder befürchten: »Wenn sie sich durchsetzt, hätten wir ein Problem.«
Fast 53.000 Neuinfektionen in Brasilien
3.08 Uhr: In Brasilien haben sich seit Beginn der Pandemie mehr als acht Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Dies ging aus den Daten des Gesundheitsministeriums in Brasília am Freitagabend (Ortszeit) hervor. Demnach wurden 52.035 neue Infektionen registriert, die Gesamtzahl der Infizierten stieg auf 8.013.708. Am Donnerstag hatte die Zahl der Corona-Toten in Brasilien die Marke von 200.000 überschritten.
Nur in den USA wurden bislang mehr Tote registriert, nach den USA und Indien verzeichnet das größte Land in Lateinamerika die meisten Infektionen. Die tatsächlichen Zahlen in Brasilien dürften noch weit höher liegen, auch weil das Land sehr wenig testet. Brasilien hat 210 Millionen Einwohner und ist 24 Mal so groß wie Deutschland. Die Zahlen der Todesfälle und der Neuinfektionen waren zwischenzeitlich zurückgegangen und Corona-Maßnahmen gelockert worden.
Deutsches Handwerk fordert schnellere Staatshilfe
2.33 Uhr: Das deutsche Handwerk appelliert an die Bundesregierung, die Staatshilfen für Betriebe in der Corona-Krise schneller auszuzahlen, nochmals zu erhöhen und weiter zu entbürokratisieren. »Das Geld aus den November-, Dezemberhilfen und der Überbrückungshilfe III muss endlich fließen, und zwar nach Vorschriften, die nachvollziehbar und eindeutig sind«, sagt Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer der »Rheinischen Post«. Die Abschlagszahlungen seien zwar von 10.000 auf maximal 50.000 Euro pro Antrag erhöht worden. »Aber sie bleiben auf höchstens 50 Prozent des insgesamt beantragten Zuschusses begrenzt. Das reicht in sehr vielen Fällen nicht aus – auch deshalb nicht, weil die gesamte Novemberhilfe erst ab dem 10. Januar ausgezahlt werden soll«.
Lauterbach gegen Wahlmöglichkeit beim Impfstoff
2.01 Uhr: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält es für nicht machbar, bei mehreren verfügbaren Impfstoffen den Menschen künftig eine Wahl zu ermöglichen. »Wenn nun mehr Impfstoffe verfügbar werden, ist es schlicht nicht organisierbar, dass die Menschen zwischen den Impfstoffen wählen können«, sagte Lauterbach der »Rheinischen Post«. Es dürfe keinen Streit über bessere oder schlechtere Impfstoffe geben. Alle von der europäischen Behörde EMA zugelassenen Impfstoffe seien sicher und wirksam. »Alle verhindern, zumindest nach derzeitigem Wissensstand, dass der Geimpfte an Covid-19 sterben kann«, sagt Lauterbach. Am kommenden Dienstag wird mit der Lieferung des Moderna-Impfstoffs an die Bundesländer gerechnet. Neben dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer ist es der zweite zugelassene Impfstoff. In Kürze könnte zudem der Hersteller AstraZeneca die EU-Zulassung seines Impfstoffs beantragen.
Europäer wollen an gemeinsamer Impfstoff-Strategie festhalten
0.34 Uhr: Deutschland, Frankreich und die Europäische Union wollen nach Angaben der Regierung in Paris an der europäischen Impfstoff-Beschaffungsstrategie festhalten. Eine europäische Koordination müsse es sowohl bei den Impfstoffbestellungen als auch mit Blick auf die Impfstoffproduktion in Europa geben, erklärte der Elysée-Palast am Freitag nach Telefonaten von Präsident Emmanuel Macron mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Macron und Merkel seien sich in ihrer Entschlossenheit einig, die Impfstoff-Strategie »innerhalb eines europäischen Rahmens und auf der Grundlage eines robusten und fairen Verteilungsmechanismus« weiterzuverfolgen, erklärte die französische Präsidentschaft weiter. Diese Sichtweise vertrete auch die EU-Kommissionschefin.
An der EU-Strategie zur Impfstoff-Beschaffung hatte es in Deutschland zuletzt massive Kritik gegeben. Unter anderem aus der SPD gab es Vorwürfe, wonach im vergangenen Jahr zu wenig Impfstoff bei den Firmen Biontech und Pfizer bestellt worden sei. Am Freitag teilte von der Leyen mit, dass die EU ihre Bestellung des Vakzins von Biontech und Pfizer von 300 Millionen auf 600 Millionen Dosen aufgestockt habe.
Lauterbach rechnet mit zähem Impffortschritt trotz Nachbestellung
0.10 Uhr: SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach glaubt einem Zeitungsbericht zufolge nicht, dass sich die Impf-Situation in Deutschland durch die Nachbestellung von 300 Millionen BioNTech-Impfstoff-Dosen durch die Europäische Union gravierend ändern werde. Er gehe davon aus, »dass wir erst im dritten Quartal jedem ein Impfstoff-Angebot machen können, weil wir bis dahin nicht genügend Impfstoff haben werden«, berichtet die Zeitung »Bild«. Gesundheitsminister Jens Spahn hatte am Mittwoch erklärt, dass es bis zum Sommer ein Impf-Angebot für alle Interessierten in Deutschland gebe. »Hätte man die gleichen 300 Millionen Impfdosen schon vor sechs Monaten bestellt (…) wäre die Produktionskapazität jetzt sehr wahrscheinlich schon aufgebaut.« Im vergangenen Jahr schlug die EU ein BioNTech-Angebot zum Kauf von 400 bis 500 Millionen Impfdosen aus und kaufte nur eine geringere Menge.