Oxfam: Pandemie droht soziale Ungleichheit zu verschärfen
07.30 Uhr: »Das Virus trifft nicht alle gleich«: Zu diesem Schluss kommt ein Bericht der Hilfsorganisation Oxfam, für den unter anderem 295 Wirtschaftswissenschaftler aus 79 Ländern befragt wurden. Demnach droht die Corona-Pandemie die soziale Ungleichheit in mehreren Ländern gleichzeitig zu verschärfen.
87 Prozent der befragten Wissenschaftler erwarten Oxfam zufolge, dass die Einkommensungleichheit in ihrem Land als Folge der Pandemie zunehmen oder stark zunehmen wird. Mehr als die Hälfte ist der Ansicht, dass die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich zunehmen wird, und mehr als zwei Drittel gehen davon aus, dass die Ungleichheit zwischen Weißen und BIPoC (Black, Indigenous, People of Color) zunehmen wird.
Menschen in Armut seien dem Coronavirus am stärksten ausgesetzt. Sie lebten häufiger in beengten Verhältnissen, teilweise ohne Wasser und sanitäre Einrichtungen. Viele, insbesondere im informellen Sektor Tätige, könnten nicht von zu Hause aus arbeiten. In zahlreichen Ländern arbeiteten insbesondere Menschen mit Migrationsgeschichte häufig im Gastgewerbe, im Gesundheits- und Pflegewesen und in anderen Bereichen, in denen eine Ansteckung wahrscheinlicher ist. Diese Menschen litten auch häufiger unter Vorerkrankungen, die das Risiko schwerer Krankheitsverläufe erhöhen.
Die Hilfsorganisation befürchtet, dass sich die Ungleichheit auch besonders stark bei der weltweiten Bereitstellung von Corona-Impfstoffen zeigen wird. Eine kleine Gruppe reicher Nationen, die nur 14 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren, habe mehr als die Hälfte der Vorräte der führenden Covid-19-Impfstoffkandidaten aufgekauft. Sollte es keine Preisbegrenzungen geben, hätten insbesondere in Armut lebende Menschen keine Chance auf eine Impfung, während Pharmakonzerne weiter hohe Gewinne einführen.
Ärger in Tschechien über verschärfte Testpflicht für Grenzgänger
06.50 Uhr: Die verschärften deutschen Einreiseregeln für Berufspendler aus Tschechien stoßen im Nachbarland auf Kritik. Seit Sonntag müssen die Grenzgänger bei jeder Fahrt in die Bundesrepublik einen negativen Corona-Test vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Hintergrund ist die Einstufung Tschechiens als Hochrisikogebiet. Nur in Sachsen genügen zwei Tests pro Woche. Den grenzüberschreitenden Arbeitskräften und ihren Familien werde das Leben erschwert, sagte Jan Triska von der tschechischen Pendlervereinigung APCR.
Wer es sich leisten könne, werde sich nach einer neuen Arbeit in Tschechien umsehen. Für viele gehe es indes um ihre Existenz, so Triska. Nach Schätzungen fahren 35.000 bis 60.000 Tschechen regelmäßig zur Arbeit nach Deutschland. Auf ein anderes Problem machte der Präsident der Verwaltungsregion Karlsbad (Karlovy Vary), Petr Kulhanek, im Fernsehsender CT aufmerksam. Die Forderung, die Pendler alle 48 Stunden neu zu testen, sei eine enorme Belastung für das Corona-Testsystem. Es drohe, dass echte Verdachtsfälle keinen Termin mehr für einen Test auf das Virus Sars-CoV-2 bekommen würden.
Seit Beginn der Pandemie gab es in Tschechien 937.617 bestätigte Corona-Infektionen und 15.369 Todesfälle.
RKI: 6729 Corona-Neuinfektionen und 217 neue Todesfälle
06.25 Uhr: Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 6729 Corona-Neuinfektionen binnen einem Tag gemeldet. Außerdem wurden 217 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet, wie das RKI am Montagmorgen bekannt gab. Vergangenen Montag hatte das RKI 7141 Neuinfektionen und 214 neue Todesfälle binnen 24 Stunden verzeichnet. Allerdings waren die Daten aus Rheinland-Pfalz zu diesem Zeitpunkt nur unvollständig übermittelt worden. An Montagen sind die erfassten Fallzahlen zudem meist geringer, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird.
Der Höchststand von 1244 neuen Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33.777 am 18. Dezember der höchste Wert gemeldet worden – darin waren jedoch 3500 Nachmeldungen enthalten.
Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Montagmorgen bei 111,2. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden. Die Zahl schwankte danach und sinkt seit einigen Tagen wieder.
Das RKI zählt seit Beginn der Pandemie 2.141.665 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 25.01., 00.00 Uhr). Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte noch deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 52.087. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 1.823.500 an.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Sonntagabend bei 1,01 (Vortag ebenfalls 1,01). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 101 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab.
Kanzleramtschef: Mutation wird in Deutschland dominante Form werden
06.11 Uhr: Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) bekräftigte noch einmal seine zuvor bereits im SPIEGEL getroffene Prognose, dass die bislang vor allem in Großbritannien verbreitete Mutation des Coronavirus auch in Deutschland zur dominanten Form werden wird: »Wir sehen ja momentan, dass wir jetzt in mehreren Krankenhäusern auch schon mit der Mutante zu tun haben. Das heißt, das ist bei uns im Land angekommen, und deshalb wird sie irgendwann so wie in anderen Ländern auch dann die Führung übernehmen und wird Probleme machen«, sagte Braun in der ARD-Talkshow »Anne Will«.
Umso wichtiger sei es nun, die Infektionszahlen »sehr stark« zu senken und damit einer weiteren Verbreitung der Mutation die Grundlage zu entziehen, fügte Braun hinzu. »Wir wollen sie so lange wie möglich aus dem Land raushalten und da, wo sie schon ist, eben sehr niedrig halten. Das wird man auf Dauer nicht schaffen«, sagte Braun.