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Er war sein langjähriger Freund : Selenskyj entlässt Geheimdienst-Chef | Politik | BILD.de

Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj (44), hat am Sonntag zwei Schlüsselfiguren seiner Sicherheitsbehörden entlassen.

Per Erlass hat er den Chef des Sicherheitsdienstes, Ivan Bakanow (47), gefeuert. Das berichtet unter anderem das englischsprachige ukrainische Onlinemedium „The Kyiv Independent“. Ein Nachfolger für den Posten des Geheimdienst-Chefs wurde zunächst nicht genannt.

Brisant: Bakanow ist auch ein langjähriger Freund Selenskyjs.

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Er gilt als enger Weggefährte Selenskyjs aus dessen Zeiten als Fernsehkomiker – leitete dann seine Präsidentschaftskampagne. 2019 wurde Bakanow schließlich zum Leiter des Geheimdiensts der Ukraine (SBU) ernannt.

Ivan Bakanow (47)

Foto: imago images/Ukrinform

Selenskyj hatte (gehört wie BILD zu Axel Springer) schon länger versucht, Bakanow durch jemanden zu ersetzen, der besser geeignet sei, als Chef des ukrainischen Sicherheitsdienstes (SBU) in Kriegszeiten zu dienen.

Dies hätten vier dem Präsidenten nahestehende Beamte und ein westlicher Diplomat berichtet. Einige hätten demnach gesagt, dass die alten Freunde heutzutage nur noch selten miteinander sprechen, außer bei Regierungsgeschäften.

Bakanows Ernennung im Jahr 2019 wurde zudem von den Oppositionsparteien kritisiert. Jemand mit seinem Hintergrund sei für die Leitung des obersten Geheimdienstes nicht geeignet. Seit Kriegsausbruch würden viele in Kiew ihm vorwerfen, dass er es versäumt habe, auf die russische Invasion am 24. Februar zu reagieren – und seine riesige Abteilung mit über 30 000 Agenten richtig zu führen.

„Wir sind sehr unzufrieden mit seiner Arbeit und arbeiten daran, ihn loszuwerden“, sagte ein hoher ukrainischer Beamter, der Selenskyj nahe steht, demnach „Politico“.

Die Ukraine musste sich aus Lyssytschansk zurückziehen. Selenskyj bleibt weiter zuversichtlich.

Laut den vom Präsidialamt in Kiew wurde auch Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa entlassen.

Sie war für die Verfolgung russischer Kriegsverbrechen in der Ukraine zuständig. Ihre Funktion soll vorübergehend von Oleksij Simonenko übernommen werden. Der Präsident kündigte Personalfindungsprozesse für die Schlüsselposten an.

Ärger über Verrat im ukrainischen Sicherheitsapparat

Selenskyj begründete die Entlassung der Generalstaatsanwältin und des Leiters des Staatssicherheitsdienstes damit, dass mehr als 60 ihrer Mitarbeiter in den von Russland besetzten Gebieten gegen die Ukraine arbeiten. Das sagte der ukrainische Präsident am Sonntag in seiner Videoansprache.

Insgesamt gebe es 651 Strafverfahren wegen Hochverrats und Kollaboration von Mitarbeitern der Staatsanwaltschaften, Ermittlungsbehörden und anderer Strafverfolgungsbehörden. In 198 Fällen seien Betroffene informiert worden, dass sie unter Verdacht stehen.

Diese „Reihe von Verbrechen gegen die Grundlagen der nationalen Sicherheit“ werfe ernsthafte Fragen an die Behördenleiter auf, sagte der Präsident.

Er bestätigte, dass ein ranghoher SBU-Mitarbeiter festgenommen worden sei, der früher für die Schwarzmeer-Halbinsel Krim zuständig war.