Jella Haase im Interview – und in einer Modestrecke inszeniert im Freundeskreis
Leere Kinosäle, leere Theaterbühnen, leere Kassen – es ist immer noch ein Trauerspiel für Kunst und Kultur und nur wenige Bereiche der Gesellschaft sind und waren in der Pandemie stärker bedroht. Warum also spielen in einer Zeit, die einen nicht spielen lässt? Das ist eine Frage, die Schauspielerin Jella Haase (28) beschäftigt.
“Weißt du, was mein Leben qualitativ sehr aufgewertet hat im Lockdown?”, fragt Jella Haase nach unserem Telefoninterview. “Ein kleiner Milchaufschäumer! Mit dem mache ich mir jetzt Kaffee wie im Café. Jeden Morgen, jeden Mittag, jeden Nachmittag einen leckeren Hafer-Latte.”
Die leichtherzige Hafer-Latte-Stimmung konnte sich über die Monate hinweg jedoch nicht halten. Heute ist Jella müde. Müde von dem ständigen Misstrauen gegenüber anderen, müde von der Angst, sich anzustecken und müde von Regelungen, die langfristig nicht funktionieren. “Die Pandemie ist gesundheitlich wie gesellschaftlich ein Albtraum und ich frage mich wirklich, was das alles mit unserer Gesellschaft macht”, sagt sie in Gedanken verloren. Ihr Arbeitsalltag hat sich unter strengen Corona-Auflagen weitestgehend einpendeln können. Die Kultur und ihre Begegnungsstätten jedoch weiterhin in einer Existenzkrise sehen zu müssen, wirft eine immer wiederkehrende Frage auf: Warum spielen?
“Um eine Zeremonie aufzuführen in einer Zeit ohne Zeremonien”, antwortete darauf der verstorbene Dichter, Schriftsteller und Regisseur Thomas Brasch in seinem gleichnamigen Gedicht. Es ist Jella Haases Lieblingsgedicht. Ein Gedicht mit erschreckend aktueller Relevanz, das auf die Wichtigkeit von Kunst, Kultur und deren Konsum eingeht. Wir sprechen mit einer nachdenklichen, aber positiv gestimmten Jella Haase über ihre Arbeit an der Volksbühne, Menstruationsblutungen, Seelen-Kapitalismus und ein Klima-Gefängnis für Politiker:innen.
Jella Haase im Hollywood-Glam der 60er-Jahre. Sie ist der Star ohne Publikum. Was als langjähriger Wunsch im Bekanntenkreis angefangen hat, endet in einem zweitägigen Shooting, in dem ein fünfköpfiges Team Jella Haases kreative Antwort auf eine ungewöhnliche Zeit visualisiert. (Kleid: Kilian Kerner, Body: item m6, Schuhe: Magda Bytrum)
© Robin Kater
Wie war Ihr Tag heute, was hat Sie bewegt und beschäftigt?
Gute Frage! Heute bin ich irgendwie sehr wankelmütig und ein wenig erschöpft von der letzten Zeit. Gleichzeitig bin ich aber auch glücklich über die Truppe, mit der ich gerade arbeite, auch wenn alles momentan irgendwie schlaucht. Ich probe zurzeit im Theater unter strengen Corona-Auflagen. Das Stück “SYSYPHOS- oder wie man dem FBI einen Deal vorschlägt” war ursprünglich für die große Bühne gedacht, musste jetzt aber als Film umfunktioniert werden. Das hat mich anfangs sehr traurig gemacht, da es sich um ein absolutes Herzensprojekt handelt und ich mich so sehr auf die Bühne und das Publikum gefreut habe. Jetzt wird es ein kleiner Film und ich habe selten so viel gelacht! Es ist genau mein Humor – ganz “gaga” und wild. Im Sommer hoffen wir noch einmal Freiluft vor Publikum spielen zu dürfen in einer Art Abschlussfestival Anfang Juni.
Das letzte Jahr war nicht nur ein Jahr in Isolation und Angst vor dem Virus. Auch politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich gab es einige bewegende Ereignisse. Was haben Sie persönlich aus dem letzten Jahr mitnehmen können?
Also ganz zu Anfang war ich glücklich über die Entschleunigung. Dass man vieles, was sonst so geballt an Alltag auf einen einprasselt, ein bisschen entzerren konnte. Diese Bremse hat dazu geführt, dass man innehalten konnte. Ich habe gemerkt, dass ich im Grunde Kapitalismus mit meiner Seele betreibe. Dass ich versuche, möglichst viel an einem Tag zu schaffen, produktiv zu sein und alles abzuarbeiten. Erst durch diese Zwangsbremse ist mir wirklich bewusst geworden, dass wir in einer – wie ich sie nenne – Terminkalender-Planwirtschaft leben bzw. ich so lebe. Alles war so getaktet und jetzt der krasse Gegensatz, dass wiederum nichts mehr planbar ist. Ich habe viel über meine Zeit nachgedacht und mir ist nochmal bewusst geworden, wie wichtig öffentliche Begegnungsräume sind. Sei es ein Theater, sei es aber auch eine Bar oder eine Kneipe. Ein Ort, an dem man sich mit Freunden trifft. Und wenn das alles wegfällt, jetzt so nach einem Jahr, zerrt es richtig an den Nerven, finde ich. Einfach mal ein Bierchen trinken gehen nach der Arbeit, mit Freunden in der Lieblingsbar, das vermisse ich so sehr. Diese Spontanität und auch gesellschaftliche Ventile fallen einfach weg. Auf der anderen Seite schlagen die Intensivmediziner Alarm – und das zu Recht! Dass der ganze medizinische und gesundheitliche Sektor nicht besser gefördert und bezahlt wird, nach dem ganzen Reden über Solidarität, ist mir einfach ein Rätsel und irgendwie auch ein Armutszeugnis für Deutschland.
Jella Haase in den leeren Sälen des Bundesplatz-Kinos in Berlin. Das Team hinter dem Shoot: Creative Direction/Styling: Elli Drake; Fotograf: Robin Kater; Make-up-Artist: Rocco Kowalski using Fenty Beauty; Styling Assistant: Ann-Sophie Körber; Produktion: Camilla Haase. (Kleid: Jasmin Erbas, Mantel: Richert Beil, Schuhe: Balenciaga)
© Robin Kater
Konnten Sie in dieser Zeit einen Weg finden, um Ihre Kreativität auszuleben?
Ich habe anderthalb oder zwei Monate komplett die Bremse gezogen und danach ging es langsam wieder los. Wir haben unter strengen Hygienemaßnahmen im Theater weiter geprobt, aber ich habe auch ein Online-Format gemacht: eine Lesung für Kinder. Es haben ganz verschiedene Menschen aus Kinderbüchern vorgelesen – Cornelia Funke zum Beispiel. Ich habe mir Peter Bichsels Kindergeschichten dafür ausgesucht. Die Idee dahinter war, dass man den Kindern mit Gute-Nacht-Geschichten das Lesen näher bringt. Privat haben meine Schwester und ich viele Sachen online verkauft, da man dafür die Zeit hatte, und die Einnahmen für Moria gespendet.
Dass Social Media und die Selbstdarstellung online für Sie keine große Rolle spielen, haben Sie bereits mehrfach gesagt. Setzt es Sie trotzdem unter Druck, diese Reichweite zu haben?
Voll! Instagram ist für mich ein richtiges Thema. Ich denke sehr viel darüber nach, weil ich dem so zwiegespalten gegenüberstehe. Ich finde es immer sehr schwer, über Sachen zu reden und es dann nicht zu machen. Dann kommt man so in die Bedrängnis, dass man labert und nicht ernst genommen wird. Ich spiele jeden Monat mit dem Gedanken, meinen komplette Account zu löschen, weil ich anfällig dafür bin, der Sucht zu verfallen. Wenn ich Instagram auf dem Handy habe, gucke ich am Tag eine bis zwei Stunden rein, wenn es schlimm ist. Immer wieder dieser Griff zum Handy, das ist eine Übersprungshandlung. Es ist so salonfähig geworden, in sein Handy reinzugucken und die Inhalte zu konsumieren – so stupide zum Teil. Ich bin auch nicht befreit davon, mich zu vergleichen. Ehrlich gesagt auch wenn ich etwas poste. Wenn es mir gut geht, denk ich nicht darüber nach. Aber es gibt manche Themen, da denke ich so viele Monate lang nach, ob ich darüber posten soll. Und dann poste ich im Endeffekt nichts, weil dann ist es auch schon zu spät. Ich merke, dass ich mich eigentlich für fast jeden Post rückwirkend schäme. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie fühle ich mich damit nicht wirklich wohl. Früher war ich gar nicht so. Ich hatte zwar nie so wirklich den Mitteilungsdrang, aber das, was mir Spaß gemacht hat, das habe ich immer rausgeballert und das dann auch ungefiltert. Jetzt denke ich viel mehr drüber nach und bin so: “Oh Gott, das könnte eingebildet rüberkommen oder zu selbstreferentiell.”
Jella Haase trägt ein Kleid von Gucci, Schuhe von Prada, Schmuck von Johanna Gauder und Strümpfe von Falke
© Robin Kater
Wird es für Sie schwieriger, je mehr Leute Ihnen folgen und es sehen?
Das empfinde ich nicht so. Mir geht es um das Committment mit mir selber. Bin ich dieser Typ, der Sachen gerne zeigt, oder bin ich es nicht? Und dann ist es relativ egal, ob es für eine Person, für 100, 1000 oder für hunderttausend Personen ist.
“Ich habe manchmal so Szenarien im Kopf und dann stelle ich mir vor, wie in ein paar Jahren eine Klima-Guerilla an der Macht ist und alle Menschen, die einen zu hohen ökologischen Fußabdruck haben, werden in das Klima-Gefängnis geworfen.”
In einem Ihrer Posts ist “Don’t lose the humor” zu lesen. Wo fängt Humor für Sie an und wo hört er auf?
Ich glaube, dass eine Leichtigkeit dazu gehört. Dass man sich selber nicht zu ernst oder die Dinge zu schwer nimmt, cool bleibt und sich selbst auch auf die Schippe nehmen kann. Das finde ich extrem wichtig. Aber wo der Spaß dann wirklich aufhört, sind ganz klar Debatten, die mittlerweile so alltagskonform sind. Ich finde der Spaß hört dann auf, wenn jemand wie Donald Trump oder die AfD mitregieren dürfen, wenn rassistische und sexistische Äußerungen salonfähig sind und auch beim Klimaschutz. Man kann alles immer so weg sprechen von wegen, “Ist ja nicht so schlimm” oder “Wird schon alles irgendwie”, aber nein! Allein in Bezug auf den Klimaschutz – es ist so schlimm, dass jetzt die Zeit zum Handeln ist. Und wenn Parteien wie die AfD in den Bundestag einziehen können, dann haben wir ein ganz großes Problem in der Gesellschaft und da muss man einfach hingucken. Ich habe manchmal so Szenarien im Kopf und dann stelle ich mir vor, wie in ein paar Jahren eine Klima-Guerilla an der Macht ist und alle Menschen, die einen zu hohen ökologischen Fußabdruck haben, werden in das Klima-Gefängnis geworfen. Das ist in meiner Phantasie so, aber vielleicht sollten sich die ganzen Politiker:innen und die Industriellen langsam in acht nehmen.
Kleid: Essentiel Antwerp, Schuhe: Prada, Bauchkette: Chanel
© Robin Kater
Auch in zwei Ihrer Filmprojekte, die 2020 ausgestrahlt werden konnten, werden gesellschaftliche Probleme thematisiert. Sowohl für Ihre Rolle in “Kokon” als auch in “Berlin Alexanderplatz” sind Sie gerade für den Preis der deutschen Filmkritik nominiert. Welche der Rollen hat Sie mehr inspiriert?
Das waren ganz unterschiedliche Arbeiten, die beide sehr toll waren. Angefangen bei der Mieze in “Berlin Alexanderplatz”. Dieses Drehbuch ist zu mir gekommen und ich wusste sofort: Das will ich machen! Es war so besonders, sich einen historischen Stoff zu nehmen und neu zu denken, neu zu reflektieren, neu anzusetzen. Das fand ich wahnsinnig interessant und mutig. Es gab eine lange Vorbereitungsphase, in der wir sehr in das Thema rein sind. Wir haben mit ehemaligen Prostituierten und Sexarbeiterinnen gesprochen und ich war eine Zeit lang in New York und habe mit einer Coachin gearbeitet, das war alles sehr, sehr spannend. Und dann “Kokon”, die Arbeit mit Leonie Krippendorff, sie ist meine Film-Familie. Leonie zeichnet eine neue Natürlichkeit im deutschen Film, die es bisher nicht gegeben hat. Gerade entwickeln wir gemeinsam viele Projekte und da kommt noch einiges auf uns zu.
Kleid: Alexandre Vauthier
© Robin Kater
Wenn man sich moderne Coming-of-Age-Filme wie “Kokon” anschaut, scheint es genau das zu sein, was das damalige Teenager-Ich hätte sehen müssen, um die Normalität des Erwachsenwerden zu verstehen. Was war die schönste Reaktion, die Sie auf den Film erhalten haben?
Ach wie schön, dass du das sagst! Die Reaktionen des Publikums auf der Berlinale waren gigantisch. Es war so schön, so warm! Das hat uns wirklich davongetragen! Und bei der Premiere lief dann eine Frau zu mir und sagte: “Frau Haase, warten Sie mal. Ich habe eine Frage. Würden Sie einem fremden Mädchen – einer fremden Person – das Blut aus der Hose waschen?” Und dann war ich so, “Okay, krasse Frage”, das hat mich überrascht. Die Frage hat aber auch gezeigt, in welchem Denken wir verhaftet sind und dass es noch nicht normal ist, sowas zu machen. Ich musste so über diese Frage nachdenken und habe dann gesagt: “Ja, ich hoffe, ich würde das machen.” Das ist für mich die Essenz des Films. Ich möchte gerne dahin kommen, dass unsere Gesellschaft so ist. Dass sie einer fremden Frau das Menstruationsblut aus der Hose waschen würde. Ich glaube, Leonie Krippendorf und ich, wir sind da Vorreiterinnen. Mit diesem Anspruch machen wir Filme und werden auch weiter Filme machen.
Wie fühlt es sich an, eine Vorreiterin zu sein?
Oh Gott, das habe ich jetzt so mutig einfach heraus posaunt. Aber ehrlich gesagt, es fühlt sich gut an. Tabus wirken wie Verbote, schlimmer, sie ziehen Grenzen im Denken. Solche Grenzen, wenn sie niemandem helfen, zu ignorieren, tut einfach gut.Ich bin momentan in drei unterschiedlichen Stoff-Entwicklungen involviert und da geht es immer um ein neues, freies Denken. Aber das fühlt sich ganz zwangsläufig an. Es muss so passieren, habe ich das Gefühl. Es führt gar kein Weg dran vorbei!
Outfit: Richert Beil
© Robin Kater
Seit 2019 spielen Sie auch an der Volksbühne in Berlin. Warum haben Sie sich dazu entschlossen?
Ende 2018 war ich an einem Punkt – nachdem ich sehr, sehr viel gedreht hatte –, an dem ich gemerkt habe, ich kann das alles nicht mehr so wertschätzen, und mir wurde klar, etwas in mir wird faul. Ich hatte Angst, dass ich Gefahr laufe, mich nur dem zu bedienen, was ich kann und wo ich denke, dass ich gut bin. Man sagt dazu, “seinen eigenen Stiefel zu spielen”, und davor hatte ich Angst. Ich war dann sehr viel im Theater und es hat mich immer fasziniert, dieses andere Medium zu bespielen. Auf einer Bühne, unmittelbar und eben auch anders zu spielen. Ich habe gemerkt, dass das Theater ein krasser Sehnsuchtsort für mich ist. Aber wie soll ich das machen? Ich habe keine Schauspielausbildung und es wurde immer gesagt, für Film braucht man keine, aber für das Theater schon. Ich habe das Theater dann heroisiert, fand alles ganz toll und besonders und habe dann angefangen, Sprecherziehung und Gesangsunterricht zu nehmen.
Als ich dann gehört habe, dass es bei der Volksbühne ein Vorsprechen gibt, habe ich mich darauf zusammen mit einer anderen Schauspielerin und einer Sprecherzieherin vorbereitet. Ich hatte davor noch nie vorgesprochen, aber als ich morgens aufwachte, hatte ich keine Angst mehr. Drei Monate lang war ich super aufgeregt, aber an dem Tag des Vorsprechens wusste ich, dass es das Richtige ist. Ich habe meine Texte zu Hause vergessen, weil ich unbewusst sicher war in dem, was ich mache. Dann habe ich vorgesprochen und es hat geklappt. Das war für mich wirklich eines der größten Geschenke der letzten Jahre. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnet hat.
Welchen Reiz hat das Theater für Sie, den der Film nicht hat?
Das Theater ist etwas ganz anderes als Film. Man muss wirklich lernen, das Medium neu zu bespielen, aber auch bei sich selbst zu bleiben, seinen eigenen Intuitionen zu trauen und sich nicht zu verbiegen. Ich habe über ein Jahr nicht übers Theater gesprochen, weil ich das erstmal gerne für mich machen wollte. Ich wollte meine ersten Schritte machen, ohne mich dazu zu bekennen oder dazu Stellung beziehen zu müssen. So habe ich das dann auch gemacht, ich habe meine ersten Schritte auf der Bühne gewagt und durfte mich ausprobieren. Das ist ganz toll. Jeder Abend ist anders, jedes Publikum ist anders, jede Verfassung der Spieler:innen ist anders.
Kleid: Jasmin Erbas, Mantel: Richert Beil, Schuhe: Balenciaga
© Robin Kater
Sie haben auch mal ein Literaturstudium angefangen, richtig?
Ja, genau. Ich habe angefangen, Literatur und Geschichte zu studieren und ich habe eigentlich auch noch den Wunsch, irgendwann weiter zu studieren. Ich wäre gerne nochmal Studentin. Ich möchte gerne ein klassisches Studentenleben mit anderen Student:innen und Studentenpartys, das stelle ich mir romantisch vor.
Dafür müssen Sie vermutlich noch warten, bis die Pandemie überstanden ist. Was hat sich seit Corona für Kulturstätten wie Theater und Kino verändert?
In meinen zwei Jahren Theater ist ein Jahr Corona gefallen und ich habe am eigenen Leib zu spüren bekommen, wie krass das eigentlich ist. Der Konsum wird weiterbefördert, man darf einkaufen gehen, aber Kulturstätten werden alle dicht gemacht. Dinge, die den Kapitalismus bestärken, sind erlaubt, aber die Kultur wird einfach ausgerottet. Man darf im Flugzeug fliegen, im Theater aber nicht mal mit Abstand sitzen. Das ist absurd.
“Ich glaube, dass ich genau diese beiden Gegensätze in mir trage. Da ist einmal die Katharina Witt und einmal die Nina Hagen. Und beide wollen raus.”
Welche Rolle würden Sie in der Zukunft gerne noch spielen?
Ja! (schreit auf) Also ich wünsche mir, dass jemand auf mich zukommt und mir anbietet, Katarina Witt zu spielen, denn ich kann Eiskunstlaufen. Ehrlich gesagt will ich unbedingt Eiskunstlaufen in einem Film. Ich möchte so gerne ein richtig krasses Training haben. Natürlich war ich jetzt zwei Jahre nicht mehr laufen, aber ich habe es als Kind lange Jahre getan und das bietet sich einfach total an. Eine Nationalheldin wie Katharina Witt, die würde ich gerne spielen. Falls irgendjemand dieses Interview liest, soll er mir doch bitte die Rolle der Katarina Witt anbieten oder Katharina kann mich gerne anrufen, gar kein Problem!
Das wäre der eine große Wunsch. Der andere wäre: Nina Hagen. Ninas Exzentrik, ihr ganzes Wirken und Schaffen faszinieren mich ungemein. Ich glaube, in mir ist noch so viel, was an die Oberfläche will und eine Rolle wie die der Nina Hagen wäre ein Traum. Gerade auch um die leisen und ruhigen Klänge so einer Figur zu ergründen – neben dem Offensichtlichen: der freien, wilden und unbeugsamen Punk-Pionier-Ikone. Ich glaube, dass ich genau diese beiden Gegensätze in mir trage. Da ist einmal die Katharina Witt und einmal die Nina Hagen. Und beide wollen raus.
Kino, Film und Theater stehen bereits auf Ihrer Liste. Es scheint, wir haben noch nicht alles von Jella Haase gesehen. Was kann man in Zukunft von Ihnen erwarten?
Also es kommt noch ein Film, ich weiß aber noch nicht, wann und wie der ins Kino kommt. Aber das ist einer der außergewöhnlichsten Filme, die ich je gemacht habe. Es ist ein Film über das Leben von Thomas Brasch mit Albrecht Schuch und mir in den Hauptrollen, so viel darf ich schon sagen. Mehr darf ich leider noch nicht verraten, aber da kommt noch ein Diamant. Sonst bin ich momentan in der Entwicklung diverser Stoffe, es kommt eine große Serie und ich versuche mich gerade in der Entwicklung eigener Projekte.
Jella Haase wurde in den leeren Sälen des Bundesplatz-Kinos in Berlin fotografiert. Creative Direction/Styling: ; Fotograf: ; Make-up-Artist: using Fenty Beauty; Styling Assistant: Ann-Sophie Körber; Produktion: Camilla Haase