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Krieg in der Ukraine: Russische Soldaten in Tschernobyl verstrahlt – Politik Ausland – Bild.de

Dort, wo sie sich eingruben und Befestigungen bauten, herrscht Alarmstufe rot. Im wahrsten Sinne …

Als im April 1986 der Reaktor 4 des Atomkraftwerks in Tschernobyl explodierte, wurde besonders das umliegende Gebiet so stark verseucht, dass Leben nicht mehr möglich war. Direkt westlich des AKWs starben die meisten Tiere und Pflanzen. Die Bäume, die überlebten, färbten sich rot, weil sie so immens viel Strahlung abbekamen. Seitdem wird dieses Gebiet Roter Wald genannt und ist Sperrzone.

Genau dort hoben die russischen Besatzungstruppen Schützengräben aus, wie Drohnenaufnahmen jetzt beweisen! Damit legten sie die stark verseuchte Erde frei – und verseuchten sich selbst aufs Schwerste.

„Es ist unmöglich, das Ausmaß der radioaktiven Verstrahlung russischer Soldaten zu beziffern“, sagte Kraftwerksdirektor Walerij Sejda. In einem auf der Webseite der Behörde veröffentlichten Interview sagte der Energoatom-Chef Petro Kotin, dass die Soldaten keine Physiker und völlig ahnungslos in die radioaktiv verstrahlte Region geschickt worden seien. Die stellvertretende Ministerpräsidentin der Ukraine, Iryna Wereschtschuk, schrieb auf ihrer Facebook-Seite, dass sie eine so hohe Strahlendosis abbekommen hätten, dass „deren Folgen ihnen Ärzte in Schutzanzügen erklären werden müssen“.

Wie wirkt sich so eine heftige Verstrahlung auf den Körper aus?

„Wenn Strahlung frei wird, ist das eine Form von Energie. Diese Energie zerstört die DNA der Zellkerne“, erklärt Dr. Thomas Aßmann in BILD. „Es wird soviel kaputt gemacht, dass der Körper das nicht mehr regenerieren kann. Die Leute kriegen zuerst Übelkeit, Durchfälle, Erbrechen. Danach versagt die Produktion von roten und weißen Blutkörperchen und Blutplättchen. Sie sterben an inneren Blutungen. Sie kriegen ja nicht nur von außen die Strahlung rein. Wenn die Soldaten ohne ABC-Schutz gegraben haben, haben sie die Strahlung auch in ihren Körper bekommen. Die Strahlung ist in Lunge und Magen. Deswegen laufen ja die Menschen mit ABC-Schutzmaske (Gasmaske) rum.“

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Wenn die Soldaten so stark verstrahlt sind wie angenommen, müssen sie mit dem Tod rechnen?

Dr. Aßmann: „Das kann passieren, ja. So ein Tod durch radioaktive Verstrahlung dauert in der Regel vier bis sechs Wochen. Die Zellen in unserem Körper sterben ja ab und werden jeden Tag erneuert. Durch die Zerstörungen durch die Strahlung werden sie nicht mehr erneuert. Die Darmzellen sind zuerst dran, weil sie eine höhere Regenerationsgeschwindigkeit haben. Zuletzt kommen die Knochenzellen. Ein ätzender Tod.“

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Die russischen Truppen hatten am , die Kontrolle über das Kernkraftwerk Tschernobyl übernommen und das Personal festgesetzt, das erst nach knapp einem Monat ausgetauscht werden konnte. Der Chef der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA) Rafael Grossi kündigte an, in Kürze eine Delegation zur Besichtigung der Anlage nach Tschernobyl zu schicken. Er wolle die Mission selbst anführen, fügte Grossi hinzu.

„Russland hat sich in Tschernobyl in jeder Hinsicht verantwortungslos benommen“, sagte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba. „Angefangen, dass sie dem Personal nicht erlaubt haben, ihren Job zu machen, bis hin zum Graben von Schützengräben in kontaminiertem Gebiet.“

Yaroslaw Yemelianenko, ein Arbeiter der ukrainischen Aufsichtsbehörde der Sperrzone sagte laut „“: „Mit nur minimaler Intelligenz bei den Kommandeuren oder den Soldaten hätten diese Konsequenzen vermieden werden können.“ Er spricht davon, dass wohl mehrere Einheiten zur Strahlenbehandlung nach Weißrussland gebracht werden mussten. „Strahlenschutz ist zwingend, denn Strahlung ist Physik – die ist unabhängig von Status oder Dienstgrad.“