/Ukraine siegt, Deutschland (ohne einen einzigen Jury-Punkt) Letzter!

Ukraine siegt, Deutschland (ohne einen einzigen Jury-Punkt) Letzter!

Von T. Kielhorn, M. Brachat und M. Gress

Beim Eurovision Song Contest 2022 landete Malik Harris mit seinem Song „Rockstars“ für Deutschland weit abgeschlagen auf dem allerletzten Platz. Die Ukraine siegt. Was für ein Statement gegen den Krieg – was für eine Party für den Zusammenhalt in Europa!

Die ukrainische Band Kalush Orchestra hat mit ihrem Song „Stefania“ Geschichte geschrieben! Und nicht nur wegen des Sieges …

Denn beim Finale der 66. Ausgabe des  im norditalienischen Turin hatten die Musiker aus der Ukraine am Ende ihres Auftritts ein politisches Statement abgegeben und damit die Regeln des Grand Prix verletzt. „Helft der Ukraine, Mariupol und den Menschen im Asow-Stahlwerk“, sagte Sänger Oleh Psjuk.

In einer kämpferischen Geste schlug sich Psjuk mit der Faust auf die Brust. Laut Regelwerk sind „Texte, Ansprachen und Gesten politischer Natur“ auf der ESC-Bühne eigentlich verboten.

Die ESC-Moderatoren reagierten verblüfft und mit ernster Miene. Das Publikum bekundete der Ukraine derweil laut Solidarität. Die Zuschauer applaudierten stehend. Zu sehen waren zahlreiche ukrainische Fahnen und ein Transparent mit einem Herz.

Russische Gruppe kündigte Hack an

Der Sieg ist keine Überraschung: Wettbüros hatten die Band schon seit Wochen auf Platz eins gesehen. Den Sieg erreichten die Ukrainer am Abend nicht durch die einzelnen Jury-Wertungen, sondern durch die europaweite Publikums-Abstimmung, bei der sie weit vorne lagen.

Ihr Song ist eine Mischung aus Rap und ukrainischer Volksmusik. Gewidmet hat es Frontmann Oleh Psjuk seiner Mutter. Die Band kündigte in sozialen Medien an, die Gewinner-Trophäe bei einem Sieg für wohltätige Zwecke versteigern zu wollen.

Mehr zum Thema

Unterhaltung

Felicia Lu steht bei der Show „Germany 12 Points - der deutsche ESC-Vorentscheid“ auf der Bühne

Eurovision Song Contest am Samstag
Favoriten verraten! Felicia Lu fliegt aus der ESC-Jury


Chartstürmer aus Italien
Größter Hit hat keine Chance! Hat die Ukraine den ESC schon gewonnen?

► Übrigens: Vor dem Ukraine-Sieg zitterte Russen-Diktator Wladimir Putin (69). Die Hackergruppe „Killnet“, die Russlands Präsident nahesteht, hatte zuvor auf dem Nachrichtendienst „Telegram“ angekündigt, die Online-Abstimmungsserver beim ESC lahmzulegen: „Ihr könnt nicht online abstimmen.“

Der Hacker-Angriff ging wohl in die Hose, denn Online konnte abgestimmt werden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) zeigte sich nach dem Sieg überglücklich: „Unser Mut beeindruckt die Welt, unsere Musik erobert Europa! Im nächsten Jahr empfängt die Ukraine den Eurovision! Zum dritten Mal in unserer Geschichte“, teilte er im Nachrichtenkanal Telegram am Sonntagmorgen mit. Er glaube daran, dass dies nicht der letzte Sieg sei.

Sänger Sam Ryder aus England landete auf dem zweiten Platz Foto: AP

Selenskyj nahm auch Bezug auf den Aufruf der Band, die von russischen Truppen belagerte Hafenstadt Mariupol zu retten. „Wir tun alles dafür, damit eines Tages das ukrainische Mariupol die Teilnehmer und Gäste der Eurovision empfängt. Ein freies, friedliches, wieder aufgebautes!“

„Kalush Orchestra“-Sänger Oleh Psiuk (27) hatte zuvor zu BILD gesagt: „Man versucht gerade, die ukrainische Kultur zu zerstören. Wir wollen zeigen, dass sie lebendig ist – und beim ESC gewinnen.“ Das haben sie somit geschafft!

Malik Harris (24) wurde Letzter

Er sah eine mögliche schlechte Platzierung aber schon zuvor gelassen. „Für mich ist der ESC überhaupt nicht so ein Wettbewerb“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Für ihn gehe es mehr darum, auf der Bühne zu spielen als um die Platzierung.

Ob er sich vor diesem Satz mal in den Wettbüros umgesehen hat? Die Buchmacher rechneten seinem Popsong, in dem es um die Kindheit geht, als alle noch kleine „Rockstars“ waren, kaum Chancen aus. Am Freitag lag er bei internationalen Wettanbietern auf dem letzten Platz. Sie sollten recht behalten. Malik Harris selbst schien das Ergebnis sportlich und mit Humor zu nehmen.

Foto: AP

Nach dem Jury-Voting hatte Songwriter Sam Ryder (32) die Nase vorn, der mit seinem Titel „Space Man“ die meisten Punkte einfuhr. Ihm dicht auf den Fersen waren Schwedens ESC-Hoffnung Cornelia Jakobs (30) und die für Spanien gestartete Sängerin Chanel Terrero (31). Das Kalush Orchestra lag zu diesem Zeitpunkt noch auf dem vierten Platz.

Selenskyj: ESC 2023 findet in Ukraine statt

Doch dann kam die Wertung der TV-Zuschauer dazu und änderte alles. Der ukrainische Act sahnte über 400 Punkte ab und schoss damit auf Platz 1. Für die Konkurrenz war der Vorsprung nicht mehr einzuholen. Um kurz nach 01:00 Uhr hielt das Kalush Orchestra die 2,8 Kilo schwere Trophäe in den Händen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) will den ESC 2023 in seinem Land austragen. „Unser Mut beeindruckt die Welt, unsere Musik erobert Europa! Im nächsten Jahr empfängt die Ukraine den Eurovision! Zum dritten Mal in unserer Geschichte“, teilte Selenskyj im Nachrichtenkanal Telegram am Sonntagmorgen mit. Er glaube daran, dass dies nicht der letzte Sieg sei.

Selenskyj nahm auch Bezug auf den Aufruf der Band Kalush Orchestra, die von russischen Truppen belagerte Hafenstadt Mariupol zu retten. „Wir tun alles dafür, damit eines Tages das ukrainische Mariupol die Teilnehmer und Gäste der Eurovision empfängt. Ein freies, friedliches, wieder aufgebautes!“, schrieb Selenskyj.

Deutschlands Plätze beim ESC nach Lena

Seit es den Eurovision Song Contest gibt, hat die Bundesrepublik den Gesangswettbewerb erst zwei Mal gewonnen: 1982 mit Nicole („Ein bisschen Frieden“) und 2010 mit Lena („Satellite“).

Es gab etliche Top-Ten-Plätze; doch gerade in den letzten Jahren landeten deutsche Teilnehmer meistens weit hinten.

Die Namen der deutschen Teilnehmer seit dem letzten Sieg sowie ihre Songtitel und Platzierungen:

2022: Malik Harris mit „Rockstars“, Platz 25 (letzter Platz)

2021: Jendrik mit „I Don’t Feel Hate“ – Platz 25 (vorletzter Platz)

2020: Ausfall wegen Corona; Ben Dolic („Violent Thing“) ohne Auftritt

2019: S!sters mit „Sister“ – Platz 25 (vorletzter Platz)

2018: Michael Schulte mit „You let me walk alone“ – Platz 4

2017: Levina mit „Perfect Life“ – 25 (vorletzter Platz)

2016: Jamie-Lee mit „Ghost“ – 26 (letzter Platz)

2015: Ann Sophie mit „Black Smoke“ – 27 (letzter Platz)

2014: Elaiza mit „Is It Right“ – Platz 18

2013: Cascada mit „Glorious“ – Platz 21

2012: Roman Lob mit „Standing Still“ – Platz 8

2011: Lena mit „Taken By A Stranger“ – Platz 10

2010: Lena mit „Satellite“ – Platz 1